Amazon gründet Krankenkasse
Richtig gelesen! In Kooperation mit der US-Bank JP
Morgan Chase und dem Hedgefond Berkshire Hathaway
gründet der Handelsriese eine Krankenkasse. Dies war
vor Kurzem die Sensationsnachricht. Allerdings warnen
Kritiker. Denn mit diesem Vorhaben könnte der
Gläserne Bürger bald Realität werden.
Zunächst ist beabsichtigt, die Krankenkasse nur
für die eigenen Mitarbeiter zu gründen, und zwar
ohne Gewinnorientierung. Geld spielt wohl dennoch eine
Rolle, wenn auch erst später, denn schließlich
wollen JP Morgan und Berkshire Hathaway mit von der Partie
sein. Gewarnt wird von Kritikern vor der totalen
Überwachung. Bereits jetzt weiß das Smartphone
alles über uns, was den meisten Nutzern nicht bewusst
ist, oder es macht ihnen nichts aus. Bald schon wird es zum
Beispiel die App Health Records auf Apple Produkten geben.
Diese und andere Apps verstärken den Trend, dass man
sich selbst gläsern macht. Denn diese Apps können
genutzt werden, um eigene Krankenakten und Gesundheitsdaten
abzuspeichern.
Zurück zu Amazon und der Gründung einer
Krankenkasse, mit der die Gesundheitsversorgung der
Mitarbeiter quasi im eigenen Haus übernommen wird.
Grund sei, die Gesundheitskosten für die
Beschäftigten zu senken. Die Nachricht aus den USA
überraschte, was sich sofort bei den Aktienkursen der
Krankenversicherer zeigte. Denn diese brachen
vorbörslich ein. Mit dem Schritt der Gründung
einer Krankenkasse wollen die drei Riesen-Konzerne die
teuren Mittelsmänner im amerikanischen
Gesundheitssystem ausschalten. Arzt- und Pharmapreise lassen
die Kosten in den USA extrem steigen. Dazu kommen
Krankenversicherer, die auf Profit ausgerichtet sind, sowie
sogenannte Pharma-Benefit-Manager, die die Kosten steigen
lassen.
Was bedeutet die Amazon Krankenkasse für
Deutschland?
Die Zukunft wird neu gestaltet. Nicht in Berlin, sondern
andernorts. Wenn Amazon mit einem Finanzriesen in das
Versicherungswesen einsteigt, wird deutlich, wohin die Reise
der Digitalisierung in Zukunft führen wird: Big Brother
oder die permanente Überwachung des Menschen, und zwar
das komplette Leben lang. Durch das Smartphone und die
Verwendung diverser Apps wird erkennbar, dass niemand den
Smartphone-Nutzer besser kennt, als sein eigenes Handy. Es
ist kein Geheimnis mehr, wann der Nutzer aufsteht, wann er
ins Bett geht, wen er liebt oder hasst, wieviel Bewegung
täglich, alles bezüglich Essen, Trinken, Freizeit
und Beruf. Fitnessuhren und Fitnesstracker messen
Herzrhythmus, Blutdruck, Kalorienverbrauch und vieles mehr.
Apple geht sogar weiter und stattet das iPhone mit einer App
aus, in der alle Gesundheitsdaten erfasst, verwaltet,
kontrolliert und geteilt werden können.
Der gläserne Mensch ist Realität geworden und
es kann nun nicht mehr von einer fernen Utopie oder
Science-Fiction gesprochen werden. Durch Versicherungen, wie
sie nun mit der Krankenkasse von Amazon geschaffen werden,
wird die vollständige Transparenz der künftigen
Kunden quasi erzwungen. Denn wer freiwillig alles preisgibt,
erhält Boni oder bessere Leistungen.
Versicherungen vertrauen und hoffen bis dato darauf,
dass Menschen wissen was sie tun und sich entsprechend
verhalten. Ein Beispiel: Der Versicherer vertraut, dass der
Versicherte kein Auto fährt, wenn er Alkohol trinkt.
Allerdings sind immer mehr alkoholisierte Autofahrer
unterwegs und versuchen, dies vor allem im Schadensfall zu
vertuschen. In Zukunft wird das nicht mehr funktionieren.
Denn die Versicherungen werden wissen, wie es um Gesundheit,
Ermüdung und Alkoholpegel steht. Die Folge sind
erhöhte Versicherungsprämien oder steigende
Selbstbeteiligungen. Letztlich entscheidet aber jeder
Versicherte selbst, wie gläsern er sein
möchte.
(dt)